Übernahme eines WZ-Artikels von www.e-pages.dk (19.06.2018)
Eine Siedlung mit Geschichte
KLAUS-GÜNTHER CONRADS, CLAUS BAERMANN, SABINE MÜNCH, ANDREAS ROSENBERG, MARGRET HAHN UND ROLAND HALDER SETZEN SICH GEGEN DAS VERGESSEN VON LOKALHISTORIE EIN. FOTO: ANNA SCHWARTZ
Arbeitskreis lässt mit Schülern eine Gedenkstätte für den Anne-Frank-Hof bauen.
Von Andreas Eichhorn
Langerfeld. Heute sieht die Siedlung Anne-Frank-Hof auf der Hilgershöhe aus wie eine ganz normale Wohnsiedlung. Doch dass sie ab 1959 als „Europadorf“ für heimatlose Flüchtlinge und Vertriebene aus Osteuropa gebaut wurde, wissen wohl nur noch wenige. Auch dass mit Pater Pire ein Friedensnobelpreisträger Initiator der Siedlung war, dürfte nicht jedem bekannt sein. Zudem geht der Name Anne-Frank-Hof laut Bürgerverein Langerfeld auf Anne Frank zurück, deren Vater zur Grundsteinlegung eine handvoll Erde aus dem KZ Bergen-Belsen mitbrachte, in dem Anne Frank umgebracht wurde. Diese Erde sei in den Grundstein eingemauert worden.
Schüler haben die Geschichte des Anne-Frank-Hofes recherchiert.
Um an diese Geschichte zu erinnern, wird die Arbeitsgruppe „Erinnerungskultur“ des Arbeitskreises Klingholzberg-Hilgershöhe, in der Vertreter der Gesamtschule Langerfeld, des Bürgervereins Langerfeld und weitere lokale Akteure aktiv sind, nun eine Gedenkstätte errichten. Angefangen habe alles mit der Projektarbeit zweier 10. Klassen, erinnert sich Andreas Rosenberg, Didaktischer Leiter der Gesamtschule Langerfeld. Die Schüler hätten die Geschichte des Anne-Frank-Hofes, der direkt gegenüber der Schule liegt, aufgearbeitet. „Dabei haben wir sogar eine Flüchtlingsfamilie von damals gefunden, die immer noch in der Siedlung wohnt“, sagt Rosenberg. Die Ergebnisse der Projektarbeit seien in mehreren Ausstellungen präsentiert worden. Darauf sei dann der Arbeitskreis Klingholzberg-Hilgershöhe aufmerksam geworden. Dessen Arbeitsgruppe „Erinnerungskultur“ habe festgestellt, dass die Erinnerung an die Geschichte des Anne-Frank-Hofes weitgehend brach gelegen habe und man dies ändern wolle, so Rosenberg. „Wir haben Angst, dass lokalhistorisches Wissen verloren geht“, sagt er.
Auf einem städtischen Grundstück an der Sporthalle der Gesamtschule an der Heinrich-Böll-Straße soll die Gedenkstätte nun entstehen. Nach aktuellen Planungen sollen Schüler der Gesamtschule und Bürger gemeinsam mit einem Künstler eine Skulptur entwerfen. Das Grundstück soll gartenähnlich angelegt und mit einem Mandelbaum bepflanzt werden. Dazu sollen zwei Info-Tafeln mit Eckdaten und Geschichte des Anne-Frank-Hofes aufgestellt werden. An der Gedenkstätte könnten dann zum Beispiel Veranstaltungen stattfinden.
An der Gesamtschule hat man dafür schon konkrete Ideen. „Wir wollen die Gedenkstätte in den Volkstrauertag einbinden“, sagt Andreas Rosenberg. „Außerdem wollen wir die Gedenkstätte als Ort nutzen, an dem regelmäßig Rechenschaft darüber ablegt, was wir als Schule getan haben, um die Erinnerung wach zu halten.“ So könnten Schüler von Besuchen in KZ-Gedenkstätten Erde mitbringen, die dann in einer kleinen Zeremonie unter dem Mandelbaum verteilt werde.
Nach den Sommerferien soll der Workshop an der Schule zur Entwicklung der Skulptur starten. „Auf die Suche nach einem Künstler werden wir uns jetzt in Kürze machen“, kündigt Margret Hahn, Vorsitzende des Bürgervereins Langerfeld, an. Fertiggestellt werden könnte die Gedenkstätte nicht vor Frühjahr 2019.
letzte Änderung: 2018-06-26 ROSN/GEBH
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